Traditionelle Käseherstellung neu gedacht: Caesekrake und vegane Käsealternativen aus Sonnenblumenkernen
Vegane Produkte boomen, der Fleischkonsum sinkt: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Verbraucher:innen immer häufiger aus ethischen oder umweltbezogenen Gründen zu sehr überzeugenden Fleischalternativen greifen. Diese Wende ist nun auch bei veganen Käsealternativen zu beobachten. Was aber fehlt: Käsealternativen, die schmecken und zugleich aus natürlichen Inhaltsstoffen bestehen, also ohne gehärtete Fette, modifizierte Stärke oder künstliche Aromen auskommen. Aus dieser Idee heraus entstand das GATEWAY49-StartUp Caesekrake, das vegane Käsealternativen aus Sonnenblumenkernen entwickelt, produziert und verkauft. Die Gründerinnen Siecka Reichel und Natalie Krakowski geben Einblicke in ihre Geschäftsidee, ihr Alleinstellungsmerkmal und die Leidenschaft hinter ihrer Marke.
Aktuell ist ihr erstes Produkt „Wilhelm“, eine Frischkäsealternative in der Geschmacksrichtung Tomate-Knoblauch: „In der Theorie können wir jede Tiermilchkäsesorte authentisch nachempfinden und wollen langfristig eine breite Palette an veganen Alternativen bieten,“ erklärt Siecka. So haben sie bereits ein zweites Produkt fertiggestellt: „Martha“ – die Frischkäsealternative Pflaume-Heidelbeere. Ein weiterer wichtiger Meilenstein für das StartUp: Mittlerweile ist Caesekrake neben einigen lokalen Einzelhandelsgeschäften in Kiel auch bei REWE Nord gelistet und derzeit in elf REWE-Filialen in Kiel und Umland erhältlich.
„Die Milchviehhaltung entpuppt sich neben der Fleischviehhaltung als einer der treibenden Gründe der globalen Klimakrise,“ erzählt Siecka. Daneben stehen für eine wachsende Bevölkerungsgruppe eine Reihe ethischer Aspekte: „Aus diesen Gründen muss zu tierischen Produkten eine echte Alternative geboten werden. Wir verbinden das Beste aus der Vergangenheit mit einem ganzheitlichen Lebensstil“, erklärt Siecka. „Für unsere Produkte bedienen wir uns der Herstellungsverfahren der jahrtausendealten Tradition der Käseherstellung: die Fermentation bzw. Reifung unserer Produkte. In Folge unserer Anpassungen können wir diese Verfahren auf ein pflanzliches Protein anwenden. Im Vergleich verschiedener Rohstoffe fiel die Entscheidung schließlich auf Sonnenblumenkerne. Sonnenblumenkerne haben ein ausgezeichnetes Nährwertprofil und bringen somit von Natur aus einem gesunden Mehrwert für ihre Endprodukte.“ Außerdem sind Sonnenblumenkerne auch regional bzw. in der EU anbaubar, im Gegensatz zu Cashewkernen oder Mandeln, deren Anbaugebiete überwiegend in Südamerika liegen. Dadurch können kürzere Transportwege gewährleistet werden.
Das Alleinstellungsmerkmal: Traditionelle Käseherstellung trifft ganzheitlichen Lebensstil
Was Caesekrake einzigartig macht, ist die Verbindung von traditioneller Käseherstellung mit pflanzlichen Proteinen. Die beiden Gründerinnen setzen auf jahrtausendealte Produktionsverfahren wie Fermentation bzw. Reifung, um ihren Produkten einen authentischen Geschmack zu verleihen. So nehmen sie das Beste aus der Vergangenheit und verknüpfen diese Herstellungsarten mit Innovationen: „Wir machen Tradition zukunftsfähig,“ erklärt Siecka. Im Vergleich zu anderen veganen Käsealternativen, die oft aus gehärteten Pflanzenfetten und modifizierter Stärke bestehen, bieten die Produkte von Caesekrake einen ganzheitlich gesunden und sinnvollen Ansatz. Zudem achten sie darauf, dass ihre Zutatenliste kurz und verständlich ist, und sie bieten ihre Alternativen zu einem vergleichsweise niedrigen Preis an, da der Rohstoff, die Sonnenblumenkerne, günstig ist.
Die Vision von Caesekrake: Veganer Käseersatz für alle
„In Zeiten, in denen es immer wichtiger wird, seine Konsumentscheidungen zu überdenken und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu ändern, möchten wir es dem Verbraucher und der Verbraucherin leichter machen, die pflanzliche Alternative zu wählen“, erklärt Natalie. „Deshalb denken wir, dass man bei den Alternativprodukten keine Abstriche machen sollte, denn der Geschmack, die Qualität und der Preis müssen überzeugen. Wir bieten die Alternative, die Alles vereint: Der authentische Geschmack durch die traditionelle Reifung. Die kurze Inhaltsstoffliste mit Zutaten, die nur absolut notwendig sind und die alle Verbraucher:innen lesen können. Und der vergleichsweise niedrige Preis, da unser Rohstoff günstig im Einkauf ist.“ Die Zutaten bei „Wilhelm“ beschränken sich beispielsweise auf Sonnenblumenkerne, Wasser, eine Tomate-Knoblauch Gewürzmischung und Fermentationskulturen.
Prognose für den Markt: Vegane Alternativen im Aufwind
„Gibt es denn einen Markt?“, fragt Siecka. Christian Rauffus, damaliger Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle, nahm 2016 bereits Stellung dazu. Mit der Aussage, in Zukunft vielleicht gänzlich auf Fleisch zu verzichten und nur noch die 2015 Teil des Sortiments gewordenen Wurstvarianten herzustellen. (faz.net. 14.11.2016). Bereits 2016 spielt fleischproduzierendes Unternehmen in siebter Generation mit dem Gedanken, sich von Fleisch zu lösen. „Als wir 2020 mit der Entwicklung begannen, hinterfragten wir selbstverständlich auch, ob unser Produkt überhaupt eine Daseinsberechtigung hat,“ erinnert sich Siecka. „Ist es gewünscht? Wir konnten anhand mehrerer Umfragen und Produkttests herausfinden, dass eine Mehrheit eher auf Fleisch als auf Käse verzichten könne. Bei Rückfragen wurde auch angebracht, dass bereits sehr überzeugende vegane Fleischalternativen auf dem Markt seien. Sich von einem Produkt zu lösen, ohne eine Alternative angeboten zu bekommen, ist eine deutlich größere Hürde, als zunächst auf ein Ersatzprodukt umzusteigen“, stellt Siecka fest.
Der Markt für vegane Alternativen zu Milchprodukten wächst kontinuierlich. Zwischen 2018 und 2020 verzeichnete dieser Markt ein Wachstum von 97%. Die Gesellschaft zeigt ein steigendes Interesse an pflanzlichen Alternativen, und der sogenannte „Plant Based“-Trend befindet sich in der Phase der Ausdehnung in den Mainstream. Laut dem Vegan Cheese Market Size, Share & Trends Analysis Report wird erwartet, dass der globale Markt für vegane Käsealternativen bis 2027 ein jährliches Wachstum von 12,8% verzeichnen wird. Caesekrake ist also in einem vielversprechenden und wachsenden Markt tätig.
Das Caesekrake Team: Leidenschaftliche Köpfe hinter der Marke
Das Team von Caesekrake besteht aus:
- Natalie Krakowski: Gründerin und Geschäftsführerin, verantwortlich für Produkt- und Qualitätsmanagement
- Siecka Reichel: Gründerin und Geschäftsführerin, zuständig für Marketing und Kommunikation
- Celine Lorenzen: Werkstudentin, zuständig für Vertrieb und Kundenmanagement
- Carmelina Utzolino: Werkstudentin, hauptsächlich für Produktentwicklung verantwortlich
Außerdem ist dauerhaft eine Praktikumsstelle von einem/einer Ökotropholog/in besetzt.
Natalie und Siecka haben sich in der Oberstufe am Johanneum zu Lübeck kennengelernt und ihre Abi-Zeit zusammen erlebt. „Im ästhetischen Profil haben wir viele Projektarbeiten gemeinsam gemeistert und auch Poetry Slams veranstaltet, um Geld für den Abiball zu sammeln“, berichtet Natalie. Nach dem Abitur zogen sie zum Studieren in verschiedene Städte, blieben aber immer im Kontakt. Während der Corona-Pandemie trafen sie sich online und beschlossen, sich mit veganen Käsealternativen selbstständig zu machen. Sie arbeiteten bereits in der Schulzeit gut zusammen und waren zuversichtlich, dass sie dieses Projekt gemeinsam meistern könnten.
Die Motivation
„Wir möchten, dass vegane Ernährung für den Großteil der Bevölkerung zugänglich ist. Leckere und gesunde Käsealternativen sollten durch den Preis kein exklusives Produkt sein und dafür setzen wir uns ein“, erzählt Natalie. „Das schaffen wir, indem wir den Preis unserer Produkte im Vergleich zu den anderen gereiften Alternativen fast halbiert haben. Außerdem ist es unser Ziel, ein ganzheitlich gesundes und auch sinnvolles Produkt in die Märkte zu bringen. Der Markt ist bereits überschwemmt mit ungesunden Convenience- Produkten und wir sind der Meinung, dass das Zeitalter der nachhaltigen Ernährung angebrochen ist – für Mensch und Umwelt.“
GATEWAY49: Wie die Finanzierung die Entwicklung von Caesekrake vorantreibt
Das GATEWAY49 Accelerator-Programm hat Natalie und Siecka nicht nur durch finanzielle Unterstützung, sondern auch durch das wertvolle Netzwerk und Mentoring beim Wachstum und der Skalierung enorm geholfen: „Wir haben GATEWAY49 als große Chance gesehen, um unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben“, erzählt Natalie. „Seit dem Verkaufsstart von unserem ersten Produkt „Wilhelm“ im Juni 2022 mussten wir alle unsere Ressourcen in die Produktion und in den Verkauf stecken, da wir nur so unsere hohen Fixkosten tragen konnten. Es war schnell klar, dass das finanzielle Überleben unser Innovationspotential stark hemmt. Denn die Entwicklung neuer Alternativen, um langfristig unser Produktportfolio zu erweitern, ist ziemlich zeitintensiv und die Zeit hatten wir schlichtweg nicht. GATEWAY49 hat uns seit Anfang März durch die finanzielle Unterstützung definitiv viel mehr Luft zum Atmen gegeben, da wir zielgerichteter an der Produktentwicklung arbeiten konnten. Außerdem war auch das große Netzwerk sehr interessant für uns, da Themen wie Vertrieb, Skalierung und Qualitätsmanagement uns dauerhaft beschäftigen. Durch zielgerichtetes Coaching und umfangreiche Workshops konnten wir bereits in den ersten Monaten mit GATEWAY49 viel lernen.“
Caesekrakes Erfolgsrezept: Tipps für angehende Gründer:innen im Food-Bereich
Ganz kurz und knapp:
1) Take babysteps.
2) Done is better than perfect.
3) Sei zuversichtlich – es wird schon alles gut werden!
Viele Grüße aus Lübeck,
euer GATEWAY49-Team