Der Gemüseanbau der Zukunft – Wie das Startup Tom & Chili den Zeitgeist der Nachhaltigkeit und Technologie in der Welt der Marktgärtnereien trifft
Wie Nachhaltigkeit und Technologie zunehmend Hand in Hand gehen können, zeigt sich anhand des GATEWAY49 StartUps Tom & Chili. In diesem Interview gewähren uns die drei Gründer Jan, Caro und Jens einen Einblick in Marktgärtnereien und wie Tom & Chili mit seiner Software-Lösung nicht nur deren gärtnerische und betriebswirtschaftliche Auskömmlichkeit fördert, sondern auch einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der UN und regionalem Wachstum leistet.
Doch was macht eigentlich die Welt der Marktgärtnereien aus? Diese kleinen, oft familiär geführten Betriebe bilden das Fundament einer lokal geprägten Lebensmittelproduktion und spielen eine entscheidende Rolle in der Versorgung mit frischem Gemüse. Jedoch stehen Marktgärtnereien nicht selten vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt – angefangen von den nicht planbaren Einflüssen des Wetters und der Auswirkungen wie Staunässe, Trockenheit, Schädlingsbefall etc. bis hin zu wirtschaftlichen Faktoren wie Kundenstamm oder Betriebskosten. Hier setzt das innovative Startup Tom & Chili an.
- Geschäftsidee im Fokus: Tom & Chili und die Marktgärtnerei-Branche
Die Geschäftsidee von Tom & Chili dreht sich um die Unterstützung von kleinen Gemüseanbaubetrieben, den sogenannten Marktgärtnerein: „Seit ein paar Jahren erfährt ein sehr effektives Produktionssystem für den Gemüseanbau großen Zulauf: Das Marktgartenprinzip ist eine Weiterentwicklung der „Pariser Stadtgärten“ des 19. Jahrhunderts und wird von immer mehr kleinen Gemüsebaubetrieben genutzt,“ erklärt Gründer Jan. Die innovative Software von Tom & Chili ist genau auf dieses gärtnerische Anbauprinzip abgestimmt und bietet zusätzlich eine betriebswirtschaftliche Unterstützung, um die Herausforderungen des Marktes souverän anzugehen: „Viele Marktgärtnerei-Betriebe überleben aus wirtschaftlichen Gründen die ersten Jahre nicht. Wir bieten eine Software an, die dafür sorgt, dass die Marktgärtner:innen die Auskömmlichkeit ihrer Betriebe im Blick behalten und sich gelassen den Herausforderungen des Ackers stellen können,“ erklärt Caro.
- Die Zukunft des Gemüseanbaus: Tom & Chili schafft neue Möglichkeiten für Marktgärtnereien – das USP
Was Tom & Chili von der Konkurrenz abhebt, ist ihre einzigartige Lösung für die betriebswirtschaftlichen Anforderungen von Marktgärtnereien. In keiner anderen Software auf dem Markt finden sich vergleichbare Ansätze, die den Betreiber:innen so gezielt dabei helfen, ihre finanzielle Situation zu optimieren und nachhaltig erfolgreich zu sein. „Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Tom & Chili-App ganz am Anfang stehen“, erklärt Gründerin Caro. „Aber das Fundament ist mit der Anbauplanung gelegt. Hier kann die Nutzer:in sich die Struktur der Anbaufläche aus Äckern, Schlägen und Beeten zusammenstellen und dann darauf per drag’n drop die Kulturen planen.“
„Unser Ziel ist aber wesentlich größer,“ erklärt Jan. „Eine Anbauplanung allein macht keinen wirtschaftlich arbeitenden Betrieb. Eines der Probleme, die wir mit unserer Software lösen müssen, ist, Transparenz über den Zustand der Anbauflächen herzustellen, damit die Gärtner:in agieren kann und nicht reagieren muss. Ein Beispiel: Nach der Aussaat wächst nicht nur die gesäte Kultur, es wachsen auch Beikräuter. Und die meistens schneller und üppiger als die Kultur. Beikrautregulierung ist notwendig. Und die erfolgt manuell – da auf schweres Gerät verzichtet wird und Gifte nicht eingesetzt werden. Der Zeiteinsatz, der für die Beikrautbeseitigung notwendig ist, ist abhängig vom Zeitpunkt – je kleiner das Beikraut ist, desto einfacher und schneller lässt es sich entfernen. Wichtig ist also für die Gärtner:in, dass sie in ihrer Wochenplanung eine Erinnerung dafür hat und die Zeit einplanen kann. Und eben auch entscheiden kann, ob es diese Woche reinpasst oder der erhöhte Zeiteinsatz die Woche darauf doch insgesamt machbarer ist.“
Und entscheidend bei all diesen Features ist, dass die Bedienung sehr natürlich funktioniert. „Gärtner:innen sind eher nicht die Technik-Freaks, die Spaß daran haben, sich in Software „reinzufräsen“, um zu verstehen, wie sie bedient werden muss“, resümiert Jan. „Software muss intuitiv funktionieren – anderenfalls wird sie eben nicht benutzt. In unseren Umfragen haben wir gelernt, dass noch über die Hälfte unserer Interviewpartner keine Software einsetzen, weil sie noch nichts Passendes gefunden haben.“
- Zielgruppe und Mehrwert: Eine Lösung für kleine Gemüseanbaubetriebe
„Es gibt immer mehr Menschen, die sich zum Ziel genommen haben, gesundes Gemüse ohne Mineraldünger und Pestizide zu produzieren“, fasst Jan zusammen. „Entweder für den Eigenbedarf im heimischen Garten, im Kleingarten oder mit einem eigenen Betrieb, der Marktgärtnerei.“ Diese Marktgärtnereien sind kleine, leistungsstarke Erwerbsbetriebe, in denen echtes Gärtnerhandwerk praktiziert wird. Sie bieten saisonale Gemüsevielfalt direkt vom Gärtner, frisch wie aus dem eigenen Garten und mit vollem Geschmack. Hierfür nutzen sie das Marktgarten-Prinzip, ein innovative Produktionssystem, das Handarbeit, gesunden Boden, ökologisches Arbeiten und Direktvermarktung kombiniert.
„Fachleute sagen voraus, dass dieses Produktionssystem die Zukunft der Lebensmittelversorgung revolutionieren könnte. Die App von Tom & Chili ist die erste App, die vielfältige Planungs-Features speziell für dieses neuartige Produktionssystem bietet,“ erklärt Jens. „Diese können sowohl die privaten als auch die professionellen Gärtner:innen nutzen.“ Die App wird zukünftig auch noch mehr Fokus auf wir betriebswirtschaftliche Seite legen, berichtet Caro: „Für Betreiber:innen von Marktgärtnereien wird die App in der Zukunft auf der Anbauplanung aufbauend diverse Features bieten, die Betrachtungen auf die wirtschaftlichen Aspekte des Produktionssystems geben und damit Zeitersparnis und Sicherheit durch Transparenz ermöglichen.“
Jan: Unser Leitsatz „Tom & Chili | Erfolg mit deinem Marktgarten“ steht also sowohl für gärtnerischen als auch wirtschaftlichen Erfolg.
„Unsere potentiellen Kunden im B2B sind Betreiber:innen von kleinen Gemüseanbaubetrieben“, erklärt Jan. „Im privaten Umfeld (B2C) gibt es immer mehr Menschen, die im eigenen Garten oder Kleingarten versuchen, das umzusetzen, was sie auf YouTube über Regenerative Landwirtschaft und Marktgärten erfahren.“
- Ausblick auf die Zukunft: Tom & Chili und der Wandel in der Welt der Marktgärtnereien
„So, wie die Menschheit derzeit die Lebensmittel produziert, betreibt sie Raubbau mit unserer Erde. 2023 haben wir bereits am 2. August alle nachwachsenden Ressourcen verbraucht“, fasst Gründerin Caro zusammen. „17 Tage davon könnten wir „gutmachen“, wenn wir 50% des Fleischkonsums durch pflanzliche Ernährung ersetzen würden und weitere 13 Tage dadurch, dass wir die Lebensmittelverschwendung um 50% reduzieren.“
Die Software App von Tom & Chili zahlt dabei auf folgende Nachhaltigkeitsziele der EU ein:
- Ziel 2: Kein Hunger | Die Philosophie von Marktgärtnereien ist es, den Boden sorgfältig zu behandeln und nachhaltig besser zu machen (Regenerative Landwirtschaft). Mit einer passgenauen Unterstützung durch unsere Software können sich die Marktgärtner:innen genau darauf konzentrieren. Gute Böden mit sinnvoller Bewirtschaftung erzeugen Nahrungsmittel, die diese Nährstoffe noch enthalten, wenn sie erntefrisch beim Verbraucher ankommen.
- Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur | Je lokaler Gemüse erzeugt und vertrieben wird, desto besser für Mensch und Umwelt: kurze Lieferketten, kein Verpackungsmüll. Die Förderung von Marktgärtnereien unterstützt diesen Aspekt. Marktgärtner:innen sind häufig Quereinsteiger. Sie benötigen eine besondere Unterstützung, die unsere Software bietet: Rückwärtsplanung vom benötigten Umsatz zur Anbauplanung und zu den benötigten Flächen.
- Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden | Lokaler Gemüseanbau und -Vertrieb reduziert überregionalen Lieferverkehr. Marktgärtner:innen bieten sehr häufig entweder wiederverwendbare Verpackung an oder erwarten mitgebrachte Verpackung > Reduzierung von Abfall. Durch den Verzicht auf schweres Gerät können die Flächen wesentlich dichter bepflanzt werden. Dadurch wird der Boden weniger verdichtet, trocknet weniger aus und weniger Beikräuter wachsen. Eine entsprechende Planungskomponente ist vorgesehen.
- Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion | Durch ein wachsendes Angebot von Marktgärten werden immer mehr Verbraucher in die Lage versetzt, umweltbewusst Gemüse zu beziehen. Derzeit nehmen Verbraucher noch teilweise lange Fahrwege in Kauf, um derart erzeugtes Gemüse zu kaufen.
Aufgrund der globalen Lage gibt es eigentlich keine andere Wahl, als auch in der Gemüseproduktion komplett umzudenken. Wie sehr aber das Konsumverhalten des Einzelnen sich verändern wird, das hängt sehr stark vom Bewusstsein und den finanziellen Mitteln ab. „Die gute Nachricht ist: Es tut sich auch im Bewusstsein der Menschen wirklich was. Das wird sichtbar, wenn man Themen wie Regenerative Landwirtschaft, Market Gardening und Agro Forst in den sozialen Medien verfolgt“, erläutert Jan. „Hier zeigt sich, dass Wissenschaft und Praxis sehr eng zusammenarbeiten und die Erkenntnisse in einer verständlichen Form allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden.“
Ein Ergebnis daraus ist, dass es immer mehr Menschen gibt, die ihren Job aufgeben und sich mit einem Marktgarten selbständig machen: Die Anzahl von Betrieben, die nach dem Marktgartenprinzip anbauen, steigt seit Jahren stetig. „Noch befinden wir uns damit in Europa in einer Nische,“ konstatiert Jan. „In Kanada, USA, Australien und Neuseeland ist der Gemüseanbau nach diesem Prinzip schon viel verbreiteter. Da wollen und müssen wir auch hin.“
5. Der Name „Tom & Chili“
Die Gründer wollten einen leicht merkbaren Namen, der zudem Spielraum für Kreativität bietet: „Der Name sollte leicht zu merken sein. Und wir wollten ein bisschen mit dem Namen spielen können,“ erinnert sich Jan. „Mehrere Wochen lang haben wir immer wieder Namensgeneratoren im Internet besucht. Bis dann ganz ohne Internet Tomate (als liebstes Gemüse der Deutschen) und Chili sich zu dem Namen formten.Tom sorgt nun im Namen dafür, dass du die Planungs-Unterstützung bekommst, die du benötigst. Chili hat die betriebswirtschaftliche Brille auf und gibt dir Hinweise mit dem Ziel, dass du mit deinem Marktgarten auch das Geld bekommst, das du für deine Arbeit verdienst.“
6. Warum GATEWAY49? Die Entscheidung für den Standort und das Gateway-Programm
Die Entscheidung, sich bei GATEWAY49 zu bewerben, wurde durch die Sichtung vorheriger Erfolge des Programms auf LinkedIn beeinflusst. Der Standort Lübeck und Schleswig-Holstein bieten aufgrund ihrer agrarischen Ausrichtung eine tolle Grundlage für die Entwicklung des Zielkundenkreises.
Vielen Dank für das schöne Interview und viele Grüße,
euer GATEWAY49 Team
Website: https://tom-and-chili.de/